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Hallo liebe Anna,

endlich, endlich ist sie da. Und es war eine irgendwie total abgefahrene Geburt - völlig anders als die erste!

Heute früh wurden die Vorwellen etwas stärker und regelmäßiger. Aber alles sehr entspannt. Manche habe ich in meinem Kraftort einfach veratmet, andere einfach so an mir vorbeiziehen lassen.

Meine große Tochter hat gestern zum ersten Mal bei meinen Eltern übernachtet und gegen Mittag sind wir dann zu Besuch zu ihnen. Sie war ganz zärtlich zu mir, hat den Bauch einmal geküsst und sich dann den Nachmittag von allen anderen bespaßen und beknuddeln lassen - als wüsste sie was los ist und dass ich etwas Ruhe brauche.

Gegen 17h habe ich zu meinem Mann gesagt, dass wir vielleicht in unsere Wohnung zurück sollten (ich wollte etwas weiteres anziehen und nochmal Duschen und dann irgendwann ins Krankenhaus...). Die Wellen waren auf einmal richtig knackig aber weiterhin gefühlt alle sieben Minuten.

Ich habe mich von meiner großen Tochter verabschiedet und gesagt, dass es dem Baby jetzt zu eng wird im Bauch und sie daher noch eine Nacht bei Oma und Opa bleiben muss. Sie hat mich und den Bauch geküsst und tschüss gesagt.

Joa und ab dann ging es so richtig los. Für den Weg zwischen den Wohnungen braucht man sonst 7-10 Minuten. Wir brauchten deutlich länger, da ich alle zehn Schritte stehen bleiben musste, um die Welle abgestützt zu veratmen (dass gefühlt ganz Kelkheim dabei zuschauen konnte war mir mal egal, mal hat es mich zum Lachen gebracht). Anders als bei der ersten Geburt war ich ganz ruhig und hatte da noch kein Verlangen zu tönen (das letzte Mal war ich heiser nach der Geburt...)

Tja noch bevor wir an der Wohnung waren, hat mein Mann dann im Kreissaal angerufen, dass wir gleich kommen werden und hat schon mal die Tasche geholt und das Auto angelassen. Nix da Kleid, Nix da Dusche.

Ich war die ganze Zeit noch überzeugt, dass wir wie bei der ersten Geburt wieder heim geschickt werden... Wollte aber doch Mal checken lassen, was Stand der Dinge ist.

Wegen Corona durfte mein Mann nicht gleich mit in den Kreissaal, woraufhin ich in Tränen ausgebrochen bin, weil ich nicht mich und die Tasche nach oben hätte bringen können... Ich wurde also mit dem Rollstuhl abgeholt (leider hat mir die Hebamme dass Gefühl gegeben, dass ich völlig übertreibe, da ich auch nicht richtig sitzen konnte und doch auch mittlerweile ziemlich gejammert habe).

Es war mittlerweile 18.15h und der Befund war 7cm. Ich kann gar nicht sagen, wie überrascht ich war. Im besten Fall hatte ich mit 3-4cm gerechnet.

Mein Mann durfte dann auch endlich hoch kommen und hat die Meditation angemacht. Mir wurde Blut abgenommen und gesagt, dass ich ja keinen Zugang wollte. Das stimmt! Trotzdem habe ich gefragt, ob das Schmerzmittel die Spitzen der Wellen nehmen würde. Die kamen ganz seltsam. Minuten lang nicht und dann irgendwie wie 3-4 direkt hintereinander ohne echte Pause.

Die Hebamme meinte zum Thema Schmerzmittel nur:" Nö. Das was Sie ärgert ist der Kopf auf dem Becken. Das ist mechanisch, da hilft nichts. Das Kind muss sich nur noch drehen, dann dürfte es schnell gehen."

Ein paar Spitzen später habe ich nach dem Lachgas gefragt... Antwort: "das brauchen Sie gar nicht mehr. Die Kleine liegt jetzt richtig und kommt".

Und so war es tatsächlich! Und es war Wahnsinn! Plötzlich habe ich richtig den Drang zum schieben (nicht zum pressen) gespürt. Und bevor der Kopf draußen war, hatte ich einen total kraftvollen, ruhigen Augenblick. Ein Gefühl von Dehnung und Weite, aber auch von Kraft. Dann kam die nächste Welle und der Kopf war draußen. Ich habe sie schon mautzen gehört, sollte und wollte aber nochmal warten. Tja und beim nächsten Schub lag sie unter mir (4-füßler), um 18.58h.

Das tolle war, wie wach und präsent ich diesmal war. Das letzte Mal war ich durch den Schlafmangel und das Schmerzmittel am Ende total ausgelaugt.

Ich hätte nicht gedacht, dass Geburt auch so ablaufen kann...

Vielen lieben Dank für die tolle Vorbereitung. Auch wenn ich sie unter Geburt viele weniger bewusst genutzt habe, als ich dachte, bin ich überzeugt, dass es das Üben und die mentale Vorbereitung waren, die einen ganz großen Anteil an dieser tollen Geburt hatten!

Ganz liebe Grüße,
Valerie